Man sieht es hier von blossem Auge! Verrucano das ältere Gestein (buntes Konglomerat) liegt über dem Millionen-Jahre jüngeren Kalkstein und Flysch (gut geschichteter Sandstein). 

Vor 100 bis 35 Mio. Jahren überschob sich die Toskanische Platte in mehreren Kilometern unter der Erdoberfläche bei 1000 bar und 300 °C, um einige 100 km über die Eurasische Platte!

    


Broschüre

Die Publikation "Das Martinsloch zu Elm" (WERNER BÄBLER, Elm/Glarus und GÜNTER P. BOLZE, Wien/München, Buchdruckerei W. Feldmann AG Schwanden, 1996) ist Anleitungsmaterial für alle, die das Elmer Phänomen kennenlernen wollen. Die Broschüre ist für Fr. 15 bei der Gäste-Info Elm erhältlich. 

Auszüge aus der Broschüre

Das Martinsloch befindet sich auf einer Höhe von 2632 bis 2652 m.ü.M. in der Felswand unter dem grossen Tschingelhorn in einer Distanz von 4.7 km Luftlinie von der Kirche Elm entfernt.

Die Entstehungsgeschichte des Martinslochs ist eng verbunden mit der Situation, in der sich das Gebiet nach der Helvetischen Hauptüberschiebung befand. 
Die gewaltige Masse der Glarner Hauptüberschiebung (Helvetikum) hat auf dem Weg über ihren höchsten Punkt Gesteinsmaterial verfrachtet. Dies bildet den Sockel der Tschingelhörner unter den eigentümlichen Verrucano-Hauben. Der subhelvetische Malm- oder Quintnerkalk (Oberer Jura) schliesst eine eingewickelte Schuppe von Mergel- und Tonschiefer (Flysch) ein.

 

Infolge tektonischer Spannungen (Abkühlung, Entlastung durch Abwitterung) kommt es zu Kluftbildungen. Entlang einer dieser Klüfte erfolgt nach weiterer Entlastung durch Abwitterung eine Hebung um etwa 20 m des nördlich des Bruchs gelegenen Teils. Diese Hebung ist heute vor allem von der Bündner Seite her sehr schön zu sehen. In einer Zwischeneiszeit (der letzten oder - wahrscheinlicher - der vorletzten) beginnt sich entlang dieser Klüfte und Brüche ein Karstsystem auszubilden. Der Gesteinskörper in der Form eines breiten Rückens zwischen dem Bündner Bergfirn und den Gipfeln der Sardona-Gruppe ermöglichte ein Karstsystem von erheblichen Ausmassen, das vermutlich nach Südosten (Vorderrheintal) hin entwässert wurde. Der zum Teil ebenfalls von Klüften durchsetzte «Deckel» (Überreste des Helvetikums und des Verrucanos der wenig Wasser hat) lässt atmosphärisches Wasser eintreten, das in Schächten den darunter befindlichen Kalk durchdringt und - wo es auf den wasserdichten Flysch stösst - Höhlen bildet. Infolge Andauerns der tektonischen und morphologischen Vorgänge setzt sich die Kluftbildung fort und erleichtert auch die Erweiterung des Karstsystems.

 

In den Höhlen beginnt, von einem bestimmten Ausmass derselben an resp. ab einer bestimmten Durchflussgeschwindigkeit, Verwitterung zu wirken, d.h. auch Flysch wird abgebaut und ausgeschwemmt. Nebenröhren ergänzen das Karstsystem und beginnen dadurch, den Quintnerkalk zu unterhöhlen. Vermutlich in der letzten oder zweitletzten Eiszeit legt die rückschreitende Glazialerosion der Hängegletscher von Las Palas und Biflen Teile des Höhlensystems frei. In der Rückwitterungswand der Kare wird nun der quer angeschnittene Höhlengang der weiteren Verwitterung ausgesetzt – der Ausbruch des Felsenfensters beginnt und wird über die Jahre erweitert.

 

Das Karstsystem bestand lange vor Ende der Eiszeiten und ist möglicherweise in nicht unerheblichem Masse für Erosionswirkungen verantwortlich, die zum heutigen Aussehen des Hausstock-Vorab-Sardona-Gebietes geführt haben (Kar- und Talbildungen, Flimser Bergsturz usw.).